Meleni wringte erneut ihren Putzlappen aus. Sie beugte sich über den nächsten Tisch und reinigte ihn von den Essensresten des vorigen Gastes. Der im übrigen keinerlei Manieren besaß. Sein Anblick erinnerte sie immer an den eines fetten Schweines, aber beleidigen durfte sie die Gäste ja nicht. Nur immerzu lächeln und die Anmachsprüche des Schweines ertragen.
Nach dem letzten Tisch ließ sie den Lappen wieder in den Eimer fallen und trug ihn nach draußen um ihn zu leeren.

Seufzend zählte Angela das Geld in der Kassa. In letzter Zeit wurde es immer weniger, anstatt mehr. Was wohl an diesen Idioten lag, die ständig das Geschirr zerdeppern mussten.
So konnte das nicht weiter gehen. Wenn nicht bald was passierte, konnte sie die Schenke zusperren.
Nur was?
"Hey Meleni!" Angela lehnte sich über die Theke. "Wieviele Gäste hatten wir diese Woche?" Eine unsinnige Frage. Sie konnte die Leute an beiden Händen abzählen und nicht mal die Hälfte hatte die Zeche bezahlt.

Meleni verstaute den Eimer im Schrank für das Putzzeug.
"Mit diesem Tier von Mensch wären das glaube ich sieben. Davon haben drei nicht gezahlt. Warum?"
Sie setzte sich auf einen der Stühle vor der Theke und beobachtete Angela wie sie frustriert in die beinahe leere Kasse starrte.
"Sieht es so schlimm aus? Wenn du willst besorge ich uns ein paar Gäste, auch wenn ich diese Art von Werbung nicht bevorzuge."

"Wenn nicht bald was passiert, kannst du dir bald einen neuen Job suchen." Neugierig sah sie ihrer Mitstreiterin ins Gesicht. "Was genau hast du vor?"
Es brannte ihr gewaltig unter den Fingernägel zu erfahren, was Meleni vor hatte. Das Mädchen hatte immer wieder in letzter Zeit für Überraschungen gesorgt, die der Schenke gut getan haben.

"Naja...", sie fuhr sich durchs Haar, "wir könnten knappe Kleidung tragen, aber das würde nur die Männerwelt anlocken und ich habe wirklich keine Lust mich mit denen herrum zuschlagen. Also scheidet das auf jeden Fall aus."
Meleni legte ihren Kopf auf die Theke. "Lass mich kurz nachdenken."
Einen Moment später schnellte ihr Kopf wieder in die Höhe. "Wir müssen viele Gerichte für eine kurze Zeit gratis anbieten. Allerdings bräuchten wir dann einen Koch. Dass schaffst du dann nämlich nicht mehr."

Die Idee war ja nicht schlecht aber...
"Einen Koch? Wir sind so schon knapp bei Kasse. Wie willst du einen Koch finden, der die erste Zeit praktisch fast um sonst kocht? Geschweige den, der hier freiwillig einen Fuß reinsetzt, bei den ganzen Spinnern, die hier auftauchen?"
Grübelnd tippte sich Angela an ihr Kinn. Die Idee hatte wirklich was. Und wenn man noch was spannendes hinzufügte, eine Art Überraschung konnte das sogar wirklich ein Hit werden. Doch dafür mussten sie ein bisschen WErbung machen. Schmunzlend sah sie Meleni an. "Ich denke, wir können wirklich daraus machen. Du suchst den Koch und ich mach die Werbung für unsere Tarvene. Einverstanden?" Drohend zeigtei sie mit den Zeigefinger auf sie. "Aber wehe du bringst so einen Spinner wie letztes Mal mit. Ich muss heute noch seine Krabbelviecher aus den Ecken entfernen, die er als Delikatesse angepriesen hat."

Meleni hob abwehrend ihre Hände. "Schon gut ich werde versuchen einen zu organisieren der auch ordentlich kocht, aber versprechen kann ich nichts."
Sie erhob sich von ihrem Platz und wandte sich zum gehen. "Aber das Aussehen ist doch egal, oder?", fragte sie mit zuckersüßer Stimme und klimperte mit ihren Wimpern.

Lachend warf Angela ihr einen Lappen hinterher. "Na los, jetzt verschwinde schon. Spar dir die Nummer für die Männer auf. Wenn er die ganze Zeit in der Küche ist, ist eh egal wie er aussieht."
Grinsend wandte sie sich gleich dem nächsten Problem zu. Der Botschaft über das neue Angebot in allen Winkeln des Universums. Gut mit dem Tor war es ein Klacks diese zu erreichen. Aber Die Werbung musste auch verlockend sein.

Am nächsten Tag:

"Angela!"
Meleni trat durch die Tür der Schenke und hatte einen Jungen im Schlepptau. Sein Erscheinungsbild war recht sonderbar. Er hatte rabenschwarzes Haar, das wild abstand. Seine Augen waren von solch einem leuchtenden gelb, dass es fast schon in den Augen wehtat. Sein Blick allein verriet schon, dass er nicht ganz freiwillig hier war.
"Ich habe den Koch! Er ist echt toll und sein Essen schmeckt auch wunderbar!" Begeistert zog sie ihn an der Hand zur Theke an der Angela stand und Gläser polierte.
Der Junge hatte derweil noch kein Wort gesagt und starrte nur unentwegt auf den Boden.
"Und? Was hältst du von ihm?"

Skeptisch betrachtete Angela den Jungen. Er sah nicht gerade begeistert aus hier zu sein. Dennoch musste man nehmen, was man kriegte.
"Ob er kochen kann, muss er erst zeigen." Gelassen deutete sie auf die Küche. " Weise ihn gleich mal ein. Morgen geht es los."

Meleni schubste ihn sacht Richtung Küche. "Komm schon Hugo, ich zeig dir alles."
Hugo gab ein leises, aber nicht überhörbares Grummeln von sich. "Na na, vergiss unseren Deal nicht."
Sie und Hugo betraten schließlich die Küche, die eigentlich genügend Platz für mehrere Köche bot.
"Du kannst anfangen." Meleni deutete auf den Ofen. "Die Lebensmittel sind hinten im Eisschrank. Such dir ein Gericht aus."
Hugo blickte sie kurz irritiert an, ging aber dann die Lebensmittel holen.
Meleni setzte sich auf den Stuhl in der Ecke und überschlug ihre Beine. "Du hast bis jetzt kein einziges Wort gesagt."
Hugo reagierte nicht auf ihre Aussage und fing an das Gemüse zu schneiden.
"Naja du musst ja nicht reden, solange du für uns kochst."

Angela verfolgte den Abgang stumm. Ob das wirklich gut ging? Bei Zeiten sollte sie Meleni beiseite nehmen und genauer ausquetschen wo sie diesen schrägen Vogel her hat. Viel mehr quälte sie der Gedanke ob man wirklich auf ihre Einladungen reagierte, die sie ausgesandt hatte und ob nun wirklich alle kamen, die sie eingeladen hatte.
Grübelnd betrachtete sie ihre rote Handfläche. Vielleicht hätte sie doch nicht so doll zuschlagen sollen. Wobei er es wirklich darauf angelegt hatte. Seufzend nahm sie das Gläser polieren wieder auf. Morgen würde es sich wohl zeigen.

"Das Essen ist fertig!" Meleni trat mit einem riesigen Teller voller Köstlichkeiten aus der Küche, die herrlich dufteten.
Sie stellte den Teller auf die Theke und reichte Angela eine Gabel. "Hau rein."
Meleni selbst nahm schon ein Stück Fleisch in den Mund, als Hugo aus der Küche kam.
Er setzte sich zu ihnen und wartete auf ein Urteil.
"Also meiner Meinung nach schmeckt das echt super. Kein Vergleich mit deinem Essen, Angela.", kommentierte Meleni mit vollem Mund.

Der Duft war köstlich. Den Test hatte er schon mal bestanden. Kritisch nahm Angela die Gabel und probierte ein Stück. Es schmeckte wirklich gut. Sehr gut sogar. Da vergass sie fast die Beleidung von Meleni. So schlecht konnte sie nun wirklich nicht kochen. Nun ja...nicht so gut wie das Gericht hier.
"Du hast es wirklich geschafft wen zu finden, der kochen kann." Neugierig blickte sie den Koch an. "Wie heißt du?"