Teil 7 – TF

„TF. Halt still. Du blutest immer noch.“ Gaya meinte es gut mit ihm, aber dennoch trieb ihn die Unruhe. Warum kam es zu dieser drastischen Räumung? So gingen sie doch sonst nie vor.
In diesem Viertel gab es keine gefährliche Gang. Keine die wirklich Schaden anrichten konnte. Nein, daran konnte es nicht liegen.
„TF?“ Gaya riss ihn aus seinen Gedanken und sah ihn besorgt an. Das abgemagerte Mädchen hatte genauso viel Schrecken erlebt wie er. Nur war er härter im Umgang mit den anderen gewesen. Sonst hätte er diese kleine Familie nie durch gebracht. Lächelnd strich er seiner Schwester über die Wange.
„Schon gut. Ich hab mir nur gerade was durch den Kopf gehen lassen.“
„Das war schwer zu übersehen.“ Gab sie maulend zurück. Den Kopf schüttelnd, sah hinter sich. Auf einer zerflederten Matratze lag ein zusammengerollter Haufen an Feigheit. Immer wieder fragte sich TF warum er ausgerechnet diesen Typen, der ihm nichts als ärger beschaffte, durchfütterte. Wo er es nicht mal schaffte seine kleine Schwester zu beschützen.
Gaya seufzte und sah ihn wieder an.
„Seid die Soldaten in der Stadt sind, hat er sich in diese Ecke verkrochen. Als ob er Angst hätte was vor dem was da draußen ist.“
Wusste er etwas, was andere noch nicht ahnten?
„Hat er was gegessen?“ Natürlich, er musste wieder das ganze überspielen.
„Ja. Aber nur gerade soviel, dass er nicht verhungert.“ TF gluckste leicht. Ein guter Scherz. Dabei kämpften sie die ganze Zeit schon damit nicht am nagenden Gefühl im Magen zu krepieren.
Grinsend fuhr er ihr durch die schwarzen Haare.
„Ich werde mich noch ein wenig draußen umsehen. Das ganze schmeckt mir nicht.“ Gaya zuckte zusammen und starrte ihn aus völlig verschreckten Augen an.
„Bitte nicht. Warte bis die Soldaten weg sind.“ Sie flüsterte so leise, als ob sie befürchtete, dass man sie hören könnte. Aber TF konnte nicht still halten. Nicht so lange er den Grund für dieses Vorgehen kannte.
„Keine Angst. Dein großer Bruder kann auf sich aufpassen.“ Erneut wollte Gaya protestieren und ergriff seinen verarzteten Arm. Aber er schüttelte nur den Kopf und drückte die Hand weg. „Verschließe die Tür sobald ich weg bin und lasse keinen rein, der nicht mit dem Klopfzeichen vertraut ist.“ Die Lippen aufeinander pressend nickte sie nur. Ehe er durch die Tür verschwand, hauchte er ihr einen Kuss auf die Stirn. Vielleicht sein letzter.
Draußen ging es immer noch hoch her, aber keine weiteren Häuser wurden in Brand gesteckt. Dennoch gefiel ihm in der Anblick immer weniger. Die Luft roch nach Ärger. Verdammt großen Ärger. Vielleicht fand er weiter außerhalb der Siedlung einen brauchbaren Hinweis. Der Weg dahin, glich einem Hindernis lauf. Kletternd, kriechend, am Kabelresten entlang hangelnd, stand er am Ende verschwitzt in dem Bereich, wo der Wald seine Wurzeln unaufhaltsam ausbreitete. Mit dem Handrücken über sein Kinn streichend, wischte er sich die Schweißtropfen ab. Was jetzt? Eisige Stille war alles war hier vorfand. Nichts wies auf menschliches Leben hin. Das einzige was ihn anstarrte, waren dutzende paare schwarze Knopfaugen von Krähen. Die Zähnebleckend knurrte er sie an.
„Noch lebe ich ihr verdammten Aasfresser.“
Mit in diesen Haufen von schwarzen Viechern hockte eine deren Rücken schneeweiß war. Und genau diese riss ihren Schnabel auf und schmetterte ihm ein Tod entgegen. Ihr den Mittelfinger entgegen streckend, ließ er seinen Blick schweifen.
„Du mich auch.“ Wie dieser Vogel nervte. Als ob er genau wusste, wann er sein Futter bekam. Wenn dieser also hier war, dann musste noch jemand anders hier sein, der dem Tod bereits verdammt nahe war ohne es zu wissen.
„Tod! Tod!“ Zähneknirschend versuchte er dieses Gekrächze zu ignorieren. Wie das nervte. In dem Moment wo er nahe dran war, sein Messer nach dem Vogel zu werfen, fiel ihm ein seltsames Gebilde zwischen Büschen und Bäumen auf. Eine Hütte?
Langsam ran schleichend, lauschte er angestrengt. Täuschte er sich oder waren da wirklich Stimmen? Zwei Mädchenstimmen. Seltsam, irgendwie kam ihm die eine vertraut vor. Weiter ran schleichend vergaß er völlig auf dieses lästige Lebewesen, dass scheinbar ihm sein Leben noch mehr zur Hölle machen wollte.
Scharfe Krallen bohrten sich durch den dünnen Stoff seines Hemdes und krächzend kreischte ihm der Vogel ins Ohr. „Tod! Tod!“ In diesem Moment schnellte seine Hand hoch und wollte nach der dem Hals dieses verfluchten Biestes greifen, als vor ihm eine Tür aufging und das Mädchen ihn anstarrte, dass frech aus dem Truck gesprungen war. Zur Begrüßung hielt sie ihm ein Messer an die Kehle.
TF hatte immer noch die Hand erhoben, bereit der Krähe den Hals umzudrehen, während das Mädchen erst ihn und dann den Vogel ansah. Genervt ausatmend streckte er den Zeigefinger nach dem Vogel aus.
„Erlöst du mich von diesem Vieh oder willst du mich killen?“ Und was tat dieser verfluchte Vogel? Er legte den Kopf schief und krächzte fragend. „Tod?“

Dragonfly: Komm dazu aber lass den Vogel am leben