Teil 14 – TF

Immer noch stand er mit einer Hand an den Türrahmen gelehnt da und starrte auf das was da vor sich ausbreitete. Hatte er das jetzt alles geträumt? Seine Finger schlossen sich fester um das Heft bis er seine Fingernägel in der Handfläche spürte.
Nein, das war kein Traum. Ein Schatten hatte innerhalb von wenigen Augenblicken eine ganze Arme niedergemetzelt und wieder verschwunden. In mitten dieser Leichen hockte der Mann zusammengekauert und starrte auf die Leiche neben sich.
Was auch immer da passiert war, es hatte ihnen beiden das Leben gerettet. Wenn auch nur für einen kurzen Moment. Die Zähne aufeinander pressend, trat TF auf den Mann zu, den er die ganze Zeit durchgefüttert hatte.
Vergessen war die pochende Hand oder dass er anders angeschlagen war. Diesen verfluchten Feigling an seinem zerfetzen Hemd hoch zerrend knurrte er ihn laut an.
„Wo ist Gaya?“ Im ersten Moment sah ihn der Mann nur groß an, während seine Unterlippe zitterte. Dann kam endlich aus seinem Mund gekrochen.
„Er … er hat sie mitgenommen…“ TF sah ihn grimmig an. Wen meinte er damit? Aber ehe er ihm die Frage stellte kroch eine Befürchtung in ihm hoch. Ihn näher an sich ran ziehend sah er ihn direkt in die weit aufgerissenen Augen.
„Eiskalter Blick, schwarze Haare und ein Kreuzartiges Zeichen an der Schläfe?“ Im ersten Moment schien er nicht zu begreifen, was er damit meinte, aber dann nickte er eifrig. TF stieß einen lauten Fluch aus. Dieser Bastard. Nach all den Jahren wagte er es noch hier persönlich aufzutauchen, wo er sie gemeinsam mit Mutter entsorgt hatte?
Aber das brachte ihn gleich zu der nächsten Frage, wobei sich seine Finger noch fester in den Stofffetzen gruben.
„Wieso hast du sie hierher geführt? Besser noch, warum bist du noch am Leben?“ Wenn die Soldaten in sein Versteck vorgedrungen waren, konnte selbst dieser Arsch nicht verhindern, dass die anderen dort befindlichen Personen Elemeniert werden. Um so mehr war er auf die Antwort gespannt. Denn er hatte sie ja geradewegs hierher geführt.
„Ich ich… hatte keine Wahl… ich wollte nicht …aber …“
„REDE oder ich hole nach was sie versäumt haben!“ Gerade als er seinen Mund öffnete fiel ein Schuss und der Mann sackte in sich zusammen. Was zum?! TF hob den Kopf und blickte direkt in das Gesicht, dass er mit Freuden zu Brei schlagen würde. Der Mann der sich als Vater schimpfte.
„Du lebst immer noch.“ Kam es kalt von seiner Seite her. TF lachte obwohl die Mündung direkt auf seinen Kopf zielte.
„Ja, wie du siehst. Deine Brut ist auch schwer umzubringen.“ Den Toten auf dem Boden sinken lassend, breitete er herausfordernd die Arme aus.
„Na los, bring es schon zu ende. Oder bist du selbst dafür zu feige?“ Ohne jede Regung von irgend einem Gefühl starrte ihn sein Vater an. Ein Mann der Regierung, der ohne zu zögern dem Befehl gefolgt war sich von unnötigen Ballast zu befreien. Immer noch hielt er die Waffe auf ihn gezielt, bis er sie langsam sinken ließ und einfach wegsteckte. Seine Stimme war kälter als Eis.
„Nein, das können die anderen erledigen.“
„Elender Feigling!“ Schmetterte TF ihm entgegen. Leicht zusammen zuckend drehte sich sein Vater von ihm weg.
„Wozu sollte ich mir an einem dreckigen Blut die Hände schmutzig machen?“ Dreckiges Blut? Zitternd vor Wut ballte er seine Hand zur Faust, während immer noch in der anderen das Messer lag. Noch nie war er einem Mann in den Rücken gefallen. Sein Vater sah vermutlich nur einen abgemagerten jungen Mann geschwächt von Verletzungen, der keine wirkliche Bedrohung war. Das allein sollte er schon büßen. Doch zuvor brauchte er noch eine Antwort.
„Wo ist Gaya?“ Sein Vater blieb tatsächlich stehen und drehte sich halb zu ihm um.
„Das Forschungsobjekt ist nicht mehr hier, falls du das meinst.“
Allein mit der Gleichgültigkeit mit der er es aussprach ließ ihn den Atem stocken. Seine Arme und Schultern sackten nach unten und auch für einen Moment ließ er seinen Kopf hängen. Dieser Mann war kein Mensch mehr. Nein, eine Bestie. Schlimmer als die Einwohner von Black Forrest. Selbst Harri hatte mehr Menschlichkeit in sich. Abfälliges Schnaupen drang durch das Rauschen in seinen Ohren.
„Als ob so etwas wie einem Bastard das interessieren könnte. Ihr seid nur Tiere die wir beobachten und beseitigen wenn ihr euch zu stark vermehrt habt.“ Tiere. So war das also? Die Zähne fletschend beugte er seinen Oberkörper weiter nach vorne und sprintete los. Schneller als sein Vater damit rechnen konnte, steckte die Klinge bis zum Heft im Bauch des Soldaten der überrascht auf keuchte. In dem so eisigen Blick huschte Angst umher. Aber TF grinste nur und drehte langsam das Messer was ein weiteres Keuchen erzeugte. Sein Vater wollte nach der Waffe greifen, aber TF hatte sie längst in der Hand und hielt ihm die Mündung an die Schläfe.
„Du sagst wir sind nur Tiere? Gut. Dann werde ich dir beweisen, dass ich keines bin. Den ein Tier tötet um zu fressen und lässt seine Beute nicht leiden.“
Das Messer rausziehend, trat er langsam rückwärts von dieser Kreatur weg, die sein Vater sein sollte und sah zu wie sie keuchend in die Knie ging. TF genoss den Anblick wie der Mann vergeblich mit den Händen das Blut stoppen wollte, dass aus seinem Bauch quoll.
Beinahe flehentlich sah er TF an. Aber nur beinahe. Bis dieser Abfällige Blick und Ton ertönte.
„Du Hurensohn. Dafür werde ich dich hinrichten lassen.“ Das kostete TF nur ein müdes Lächeln, während er die Klinge an seiner Hose sauber wischte.
„Wenn du bis dahin noch lebst.“ Zum ersten Mal freute er sich über dieses flatternde Geräusch und das Krächzen. „Tod?“ Es störte ihm auch nicht, dass sich Krallen in seine Schulter gruben und ein kurzes picken auf seinen Kopf folgte. Grinsend sah er den Vogel an.
„Er gehört dir und einen Freunden.“ War das ein freudiger Krächzer? Im Grunde konnte es ihm egal sein. Seinem Vater den Rücken zudrehend, hörte er wie dieser etwas schrie, was in einem Lärm unterging der einem Schwarm Krähen entstammte. Direkt auf die Hütte zusteuernd, schloss er die Tür hinter sich und ließ sich dagegen sinken. An ihr auf den Boden rutschend starrte er nur noch vor sich hin. Was jetzt? Plötzlich war er einfach nur Müde.

Meleni: Sucht euch ein sicheres Versteck