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Perspektivwechsel

Perspektivwechsel

04.01.2014 14:22

Ein jeder kennt ihn: der Perspektivwechsel. Aber wann setze man ihn am besten ein? Welche anderen Methoden gibt es, um Szenen lebendiger wirken zu lassen?


Zitat
Ich lese immer wieder Bücher, in denen die Perspektiven innerhalb eines Kapitels, ja, sogar innerhalb eines Abschnitts gewechselt werden. Das verwirrt mich oftmals und ist, soweit ich mich an empfangene Kritiken erinnere, ein absolutes No-go. Oder muss ich hier differenzieren? Wann sind Perspektivwechsel erlaubt, wann sollte ich sie vermeiden? Ich meine, Kapitel aus verschiedenen Perspektiven kann ich nachvollziehen, wenn der Handlungsstrang es erfordert. Aber wie sieht es aus, wenn ich eine Szene, einen Dialog eindrücklicher gestalten will? Gibt es andere Methoden außer dem Perspektivwechsel?



Ganz schön viele Fragen. Ich werde mich bemühen gute Antworten zu liefern.

1. Ich lese immer wieder Bücher, in denen die Perspektiven innerhalb eines Kapitels, ja, sogar innerhalb eines Abschnitts gewechselt werden. Das verwirrt mich oftmals und ist, soweit ich mich an empfangene Kritiken erinnere, ein absolutes No-go. Oder muss ich hier differenzieren?

Ich persönlich liebe Geschichten, die aus mehreren Perspektiven geschildert sind. Natürlich ist nur eine für die meisten verständlicher. Doch aus meiner Sicht kann gerade durch die Perspektive eines anderen der eigene Prota noch einmal hervorgehoben und in einem ganz anderen Licht dargestellt werden. Ebenso kann der Perspektivwechsel dazu sehr gut geeignet sein eine Pause, die in der Handlung des Protas entstehen kann, zu überbrücken und die Neugierde des Lesers zu schüren. Ein sehr gutes Beispiel ist für mich dort der Autor Pierre Grimbert. Ohne Kapitel mit ständigen Perspektivwechseln erzählt er eine sehr komplexe Saga und doch kann der Leser der Geschichte sehr gut folgen, lernt jeden einzelnen Charakter aus der Gruppe genau kennen.

Darum stelle ich nun die Frage: Warum sollte es ein „No-go“ sein, aus der Sicht eines anderen zu schreiben? Im Gegenteil, es ist ein Mittel, dass gerade in neueren Romanen, nicht nur Fantasy (!), sehr beliebt geworden ist. Ich spiele hier auf Größen wie Cornelia Funke, Sebastian Fitzek, Alexey Pehov und einige andere an. Diese Autoren hatten nie nur eine Perspektive in ihren Werken. Aber sie setzten die Wechsel geschickt und vor allem logisch. Etwas, dass für diese Art des Erzählens ein Muss ist.


2. Wann sind Perspektivwechsel erlaubt, wann sollte ich sie vermeiden? Ich meine, Kapitel aus verschiedenen Perspektiven kann ich nachvollziehen, wenn der Handlungsstrang es erfordert.

Ein Perspektivwechsel kann tatsächlich kapitelweise erfolgen ohne das der Leser den Faden verliert. Doch verlangt man so sehr viel Mitdenken vom Leser. Für manche zu viel, da manche Autoren, die dies betreiben, damit den aktuellen Handlungsstrang unterbrechen, um eine Art Parallelhandlung zu schildern. Ich finde in einem solchen Fall sollte kein Perspektivwechsel erfolgen, da die Gefahr besteht zu viele Fäden zu spinnen, die von der tatsächlichen Handlung zu stark ablenken.

Erforderlich oder als schönere Pause finde ich ein Kapitel aus einer anderen Sicht dagegen sehr sinnvoll. Der Prota lebt ja nicht ständig in Aktion oder ist permanent bei Bewusstsein bzw. wach. Wie aber hält man den Leser in solchen Moment an den Seiten? Ich bediene mich dazu stets dem Perspektivwechsel, einem Ereignis, dass in besagter Pause stattfindet, aber doch mit dem zutun hat, was in den vorherigen Seiten geschehen ist. Auf diese Weise kann man dem Leser ganz andere Häppchen servieren, die nur aus der Sicht des Protas nicht möglich wären. Die Gefahr hierbei ist nur, den Grad zu finden, wo die Information nicht zu viel verrät, aber dem Leser dennoch auffällt.

Nichts desto trotz ist auch hier das oberste gebot: Nicht allen gefällt das. Es gibt Personen, wie mich, die lieben Perspektivwechsel. Dann gibt es noch die Sorte, die mit derlei völlig überfordert ist. Allen kann man es nicht recht machen, doch die eigene Geschichte muss dem Autor selbst gefallen!

Zitat „Bevor ich es vergesse… aus Splitter von Sebastian Fitzek“:

Was der eine gut findet, findet die andere blöd, und umgekehrt. Daher halte ich es immer noch so wie bei meinem ersten Thriller „Die Therapie“ – ich schreibe einfach eine Geschichte, die ich gerne selbst lesen würde.



3. Aber wie sieht es aus, wenn ich eine Szene, einen Dialog eindrücklicher gestalten will? Gibt es andere Methoden außer dem Perspektivwechsel?

Aus meiner Sicht definitiv ja. Doch wie immer kommt es darauf an aus welcher Perspektive man selbst schreibt. Ob Ich-, Er/Sie- oder Erzählperspektive. Jede hat ihre Stärken und Schwächen. Daher gehe ich an dieser Stelle ein wenig verallgemeinernd vor.

Beginnen wir mit dem Dialog. Ein Dialog, der fesselt ist keine leichte Sache. Warum? Weil nicht nur das zählt, was gesprochen wird, sondern auch das, was beim Sprechen getan wird. Die kleinen Gesten machen sogar manchmal den Dialog aus. Denn die Körpersprache lügt nicht, die Zunge dagegen schon.
Nehmen wir folgendes Beispiel: Ein Mann sitzt im Verhörzimmer und schaut dem Ermittler fest in die Augen, als er sagt: „Ich war es nicht.“
Hier würden die meisten nun wohl denken, da er dem Mann fest/entschlossen in die Augen schaut, dass der Verdächtige die Wahrheit spricht. Falsch. Gerade weil er den Blick starr auf den Ermittler gerichtet hat, verrät er die Lüge.
Ich persönlich gebe daher hier den Tipp: Informiert euch über die Geheimnisse der Körpersprache. Es gibt zahlreiche Bücher dazu, darunter eine von einem ehemaligen CIA-Agent, der sich auf Verhöre spezialisiert hat. Sehr lehrreich^^

Kommen wir zu Szenen. Wie kann man eine Szene aufbauen, lebendiger machen? Ich persönliche bediene mich dazu der Gedanken, doch ich schreibe auch aus der Er-Perspektive, was sich leider nur noch auf die Ich-Perspektive übertragen lässt. Eine andere Möglichkeit ist, vor dem Schreiben der Szene festzulegen, welche Emotion beim Leser geweckt werden soll. Allein damit kann man das Geschehene je nachdem lebendiger, dramatischer oder aktionsreicher gestalten. Aber auch hier gilt, wie in den Dialogen, die Kleinigkeiten machen den Unterschied.

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  • Erstellt von Dragonfly In der Kategorie Allgemein am 04.01.2014 14:22:00 Uhr

    zuletzt bearbeitet: 04.01.2014 14:22
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